Informationen für Eltern und Angehörige

Schwimmen zu können ist wichtig. Ohne diese Fähigkeit sind Familienausflüge, Badeurlaube, Klassenfahrten, sowie viele Wassersportarten oftmals nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Wir freuen uns daher sehr, dass Sie ihr Kind unterstützen möchten, sich den Bewegungsraum Wasser zu erschließen.

Grundsätzlich lässt sich die Schwimmausbildung in mehrere Stufen einteilen: Wassergewöhnung – Wasserbewältigung – SchwimmfähigkeitWassersicherheit

Wassergewöhnung

Mit frühzeitigem und regelmäßigen Kontakt zu und spielerischen Übungen im und am Wasser (z.B. in der Badewanne, Dusche oder im Planschbecken, auf Wasserspielplätzen, an Pfützen, kleinen Bäche etc.) sowie bei Besuchen im Schwimmbad (öffentliches Bad, Babyschwimmkurse) kann bereits von Klein auf und lange vor dem ersten Schwimmkurs viel getan werden, damit Kinder das Element Wasser mit seinen besonderen Eigenschaften kennenlernen.

Geben Sie Ihrem Kind ausreichend Gelegenheit Eigenschaften wie Temperatur, Druck, Auftrieb und Widerstand im Wasser kennenzulernen.

Achten sie dabei auf vielseitige Anregungen, Zeit zum Ausprobieren und Experimentieren und haben Sie Geduld, wenn ihr Kind nicht sofort Begeisterung für das Wasser entwickelt. Zwingen Sie ihr Kind NIEMALS zu Dingen, vor denen es (noch) Angst hat. Helfen Sie Ihrem Kind stattdessen durch schrittweise Annäherung, die Angst abzubauen.

Die dsv-jugend hat zu diesen Themen einen Flyer unter dem Motto „Tipps für Eltern und Angehörige – Von der Wassergewöhnung zum Schwimmen lernen“ veröffentlicht. Dieser steht allen Interessierten kostenlos zum Download zur Verfügung oder kann als gedruckte Version (gegen Übernahme der Portokosten) bestellt werden.

Bitte beachten Sie ebenfalls, dass in jeder Situation, in der Kinder mit, am und im Wasser spielen, eine Beaufsichtigung des Kindes erfolgen muss, da sich insbesondere Kleinkinder aufgrund der Körperproportionen (schwerer Kopf, schwache Nackenmuskulatur) oftmals nicht selbst aus gefährlichen Situationen befreien können. Das bedeutet: Geraten sie mit dem Gesicht unter Wasser, reicht möglicherweise die Kraft nicht aus, um den Kopf anzuheben und Luft zu holen – auch wenn das Wasser nur wenige Zentimeter hoch ist. Hinzu kommt, dass kleine Kinder leise ertrinken. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass sie kräftig strampeln und sich wehren. Vermeiden Sie daher alles, was ihre Aufmerksamkeit stark beeinträchtigt (Smartphonenutzung, Medien, Kopfhörer, Telefonate, intensive Gespräche, …) und widmen Sie sich voll ihrem Kind. Bei mehreren Kindern können Familienmitglieder und Bekannte bei Besuchen im Schwimmbad unterstützen.

Wasserbewältigung

Nachdem die besonderen Eigenschaften des Wassers kennengelernt sind, gilt es diese aktiv zu nutzen bzw. zu überwinden, um ein erstes Fortbewegen im Wasser zu ermöglichen. Vielseitigkeit ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Schwimmausbildung. Ein Kind, das sich nur „über Wasser halten kann“ ist kein sicherer Schwimmer. Es muss sich sicher im, am, unter und ins Wasser bewegen können. Grundfertigkeiten im Wasser sind z.B. unter Wasser ausatmen und tauchen, gleiten, springen, rollen und drehen sowie sich antreiben und fortbewegen. Dabei ist es z.B. wichtig, dass Kinder lernen ihre Augen unter Wasser zu öffnen, um sich zu orientieren. Deshalb ist in dieser Phase der Einsatz einer Schwimmbrille ungünstig.

Auch Auftriebshilfen (Schwimmflügel, Schwimmreifen, Schwimmgurte) ersetzen nicht die Beaufsichtigung. Verwenden Sie diese zudem nur, wenn sie wirklich nötig sind. Ihr Kind soll lernen, sich auf seine eigenen Fähigkeiten zu verlassen, nicht auf die Auftriebshilfe. In der Schwimmausbildung wird oftmals komplett auf die Nutzung von Auftriebshilfen verzichtet, stattdessen kommen Schwimmhilfen wie Pool-Noodles und Schwimmbretter zum Einsatz.

Ebenso wichtig dabei ist, dass Sie selbst Sicherheit in und Freude an der Bewegung am und im Wasser haben, um diese an ihr Kind vermitteln zu können. Falls dies nicht der Fall ist, gibt es sicherlich in ihrem Umfeld Personen (Partner:in, Großeltern, Tanten, Onkel, Freunde), die diese Aufgabe mit Freude übernehmen können.

Hat Ihr Kind sich mit den Eigenschaften des Wassers vertraut gemacht und weiß diese zu nutzen, dann – und erst dann – beginnen Sie mit dem gezielten Erlernen einer Schwimmtechnik, um sich im Wasser sicher und gut (fort) zu bewegen. Dabei werden zunächst Teilbewegungen und Grobformen erlernt, erst nach und nach entwickeln sich diese zu den bekannten Schwimmarten

Auch an Land und zuhause können solche Teilbewegungen bereits eingeübt werden (z.B. wenn es etwas länger mit dem geplanten Schwimmkurs dauert). Eine Sammlung von Videos mit Übungen zu den Schwimmbewegungen finden sie hier.

Auch das Verhalten im Schwimmbad sowie die Baderegeln sollte ein Kind in diesem Zusammenhang spielerisch lernen.

Schwimmkurs

Die Teilnahme an einem Schwimmlern-Angebot eines Sportvereins oder einer Schwimmschule trägt dazu bei, die Bewegungsfertigkeiten ihres Kindes im und unter Wasser zu schulen und letztendlich die Schwimmfähigkeit sicherzustellen. Schwimmvereine vor Ort können Sie z.B. über den Vereinsfinder des Deutschen Schwimmverbandes finden. Auch die Landesschwimmverbände oder Stadt- und Kreissportbünde helfen Ihnen gerne bei der Suche. Oftmals gibt es auch Ferien-Kurse, z.B. in Kooperation von Kommunen und Sportvereinen im Rahmen von Ferienspielen.

Folgende Kriterien sollten Sie bei der Auswahl eines Anbieters beachten:

  • Verhältnis Kursleitungen/Teilnehmende (max. 6-8 TN pro ÜL)
  • Qualifikation der Kursleitungen und regelmäßige Fortbildungen
  • Konzept für eine kindgerechte, spielerische Wassergewöhnung und Schwimmausbildung
  • Anzahl der Kurseinheiten (mind. 12-15), Möglichkeiten von Folgekursen oder Dauerangeboten
  • Kenntnisse der Rettungsfähigkeit und Erste-Hilfe aller Kursleitungen
  • Kinderschutz (z.B. geschulte Ansprechperson für Kinderschutz / Prävention sexualisierter Gewalt etc.)

Erkundigen Sie sich beispielsweise nach welchem Konzept das Schwimmen und welche Schwimmart zuerst vermittelt wird. Qualitativ hochwertige Angebote stellen ihre Übungsleitungen, Qualifikationen und Ausbildungskonzepte bspw. auf der Homepage transparent vor und sind zertifiziert.

Informieren Sie sich vor Beginn des Kurses über die zeitlichen Abläufe, Räumlichkeiten und Regelungen im Bad, um die erste Kursstunde entspannt angehen zu können. Während der Kurszeit halten Sie sich möglichst nicht direkt am Becken auf. Ihr Kind wird dadurch abgelenkt und der Lernprozess gestört. Die Kursleitungen sind für diese Aufgabe geschult, verfügen meist über jahr(zehnt)elange Erfahrung und werden es Ihnen danken! Oftmals besteht die Möglichkeit z.B. hinter einer Glasscheibe, im Bistro oder ähnlichen Räumlichkeiten den Kurs ohne ablenkenden Einfluss auf die Kinder zu verbringen und dennoch zu verfolgen.

Schwimmfähigkeit

Um einen nachhaltigen Lernerfolg zu erzielen, sollte eine regelmäßige Teilnahme beim Schwimmkurs erfolgen (Ausnahme natürlich bei Erkrankung). Nutzen Sie zudem zusätzlich öffentliche Badezeiten im lokalen Hallen- oder Freibad, um gelernte Dinge zu vertiefen. Nutzen Sie dabei die Begrifflichkeiten und Übungen, die das Kind im Schwimmkurs lernt.

Auch nach Beendigung eines Schwimmlern-Angebotes sollten die zusätzlichen Besuche im Schwimmbad fortgeführt werden, denn das Seepferdchen-Abzeichen (oder ein anderes erstes Anfängerabzeichen) bedeutet noch lange keine sichere Schwimmfähigkeit. In Folgekursen können die Ausdauer und Streckenlänge erhöht, weitere Schwimmarten erlernt und ggf. weitere Abzeichen erlangt werden.

Als „Nachweis“ der sicheren Schwimmfähigkeit gilt in Deutschland das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze bzw. die Bewältigung der Niveaustufe 4 „Sicher Schwimmen“ in der Schule (vgl. Gemeinsame Erklärung der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) und des Bundesverbands zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS), 2019).

Wassersicherheit

Neben dem Erlernen der Schwimmbewegungen, der Entwicklung weiterer motorischer, koordinativer und emotionaler Fähigkeiten (Springen, Tauchen etc.) und der Übung von Ausdauer und Kraft, spielen weitere auch kognitive Fähigkeiten eine große Rolle um wirkliche Wassersicherheit zu erlangen. Dazu zählen z.B. auch das Wissen über, das Einschätzen von und der Umgang mit Gefahren an Gewässern, insbesondere auch Seen, Flüssen und Meeren. Der Umgang mit Wellen, Strömungen und Gezeiten, wechselnden Temperaturen und Wassertiefen, Schiffsverkehr und baulichen oder natürlichen Hindernissen muss genauso erlernt werden, wie das Schwimmen an sich. Die eigenen Fähigkeiten, entsprechende Gefahren und unvorhergesehene (Not-)Situationen einschätzen und ggf. geeignete Lösungswege finden zu können, zählt ebenso zur Wassersicherheit.