Aufruf zur Mithilfe bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Schwimmsport

Im August 2022 wurden durch die ARD-Dokumentation „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmen“ verschiedene Fälle sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Schwimmsport bekannt. Ein „Sportschau“-Beitrag im März 2023 machte neue Vorwürfe und Entwicklungen öffentlich. Um die vorgebrachten Fälle aufzuarbeiten, wurde ein unabhängiges Aufarbeitungsgremium eingesetzt, das die Gewalthandlungen und die Bedingungen, unter denen sie stattfanden, nun untersuchen soll. Es soll u. a. geklärt werden, welche Gewalthandlungen stattgefunden haben, wer davon betroffen war, wer die Tatpersonen waren und welche Strukturen die Ausübung der Gewalt begünstigt, oder eventuell verdeckt haben. Dabei ist es das oberste Ziel der Aufarbeitung, Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, angehört zu werden, um ihre Gewalterfahrungen und das Leid, das dadurch entstanden ist, anzuerkennen. Auf dieser Basis soll aufgezeigt werden, wo Fehler lagen, wer die Verantwortung für diese Verfehlungen trägt und wie Präventions- und Interventionsmaßnahmen aussehen sollten, um den Schwimmsport in Zukunft sicher zu gestalten.

Darum rufen wir alle Betroffenen auf, denen im Kontext der oben skizzierten Missbrauchsfälle Leid zugefügt wurde, von ihren Erfahrungen zu berichten. Ebenfalls bitten wir Zeitzeug*innen (z. B. ehemalige Trainingspartner*innen, Funktionär*innen), Angehörige der Betroffenen und weitere Personen, denen Informationen zu den Fällen vorliegen, mit dem Aufarbeitungsteam über ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu sprechen. Betroffene aus dem Schwimmsport, denen sexualisierte Gewalt außerhalb der in der ARD-Dokumentation thematisierten Fälle wiederfahren ist, möchten wir ebenfalls ermuntern, sich zu melden.

Es ist uns bewusst, dass das Sprechen über Gewalterfahrungen eine große Herausforderung und ggf. sogar Belastung sein kann. Wir sichern daher allen Teilnehmer*innen einen geschützten Rahmen mit einem fachlich geschulten Team, Vertraulichkeit und Anonymität zu. Die Teilnahme geschieht auf freiwilliger Basis und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne Konsequenzen wieder abgebrochen werden. Alternativ zum Gespräch vor Ort besteht die Möglichkeit, online per Video an der Aufarbeitung mitzuwirken oder sich (ausschließlich) schriftlich anzuvertrauen.

Die Gespräche finden mit dem Aufarbeitungsteam statt, das aus vier Wissenschaftler*innen der Deutschen Sporthochschule Köln besteht, die vollkommen unabhängig vom Deutschen Schwimm-Verband agieren. Der Schwimm-Verband hat keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber dem Aufarbeitungsgremium. Das Aufarbeitungsteam besteht aus Dr. Fabienne Bartsch, Dr. Caroline Bechtel, Prof. Dr. Martin Nolte und Prof. Dr. Bettina Rulofs. 

Wenn Sie Fragen zur Aufarbeitung haben und/oder daran teilnehmen möchten, kontaktieren Sie uns bitte unter:

Email: aufarbeitung-dsv@dshs-koeln.de

Telefon: +49 221 4982-3970 oder +49 221 4982-6085

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