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Schon vor 50 Jahren im Home-Office! – Entwicklung der ehren- und hauptamtlichen Strukturen der dsv-jugend

50 Jahre Deutsche Schwimmjugend bedeuten auch 50 Jahre ehrenamtliche Tätigkeiten für die Kinder und Jugendlichen im Deutschen Schwimmverband. Aber nicht nur Ehrenamtliche haben in diesem Zeitraum die Jugendarbeit vorangetrieben. Schon vor der Eigenständigkeit der Schwimmjugend im Jahr 1973 gab es auch „hauptamtliche“ Mitarbeiter, deren Fokus ganz klar auf die Kinder und Jugendlichen im Verband ausgerichtet war.

Fritz Hahne, Mitte der 60iger Jahre „Jugendwart Schwimmen“ im Deutschen Schwimmverband, stellte damals die Weichen für die Jugendarbeit im DSV. Er akquirierte Gelder für die stundenweise Anstellung eines Mitarbeiters. Der erste, der hier erwähnt werden muss, ist Günter Lingenau. Der heute 83-Jährige, Ehrenmitglied seines Stammvereins VfR Übach-Palenberg – die Schwimmsportschule des Landesschwimmverband NRW sollten viele von euch kennen – war bereits vor mehr als 50 Jahren für den Deutschen Schwimmverband im Einsatz. „Auf Stundenbasis kümmerte er sich dann u.a. um die Bestenliste des Deutschen Schwimmverbandes“ erinnert sich Rainer Wittmann im Gespräch mit Uwe Hermann, dem aktuellen Vorsitzenden der Deutschen Schwimmjugend.

Zunächst in der Jugend war Lingenau später als Vizepräsident auch für die „Erwachsenen“ im Schwimmverband zuständig. Günter Lingenau initiierte auch die Verbindung zum DFJW, dem Deutsch- Französischen Jugendwerk. Diese Verbindung betreute er lange Jahre und organisierte und vermittelte viele Fahrten und Begegnungen zwischen französischen & deutschen Vereinen und den Schwimmverbänden untereinander.

Günter Lingenau hier mit Nadine Mengelkamp (ehemalige Vorsitzende des Ausschusses „Gesellschaft und Kultur“ im Jugendvorstand) bei der JVV 2008 bei der Vorstellung der DFJW-Aktivitäten

Die Strukturen in der hauptamtlichen Jugendarbeit wurden von Günter Lingenau gelegt, zusammen mit dem ersten Jugendwart, Rainer Wittmann, der 1973 als Vorsitzender der Deutschen Schwimmjugend für alle Fachsparten gewählt wurde. Wittmann war dann für die Einstellung von Gerhard Friederichowitz verantwortlich. Der Berliner durfte schon vor einem halben Jahrhundert im „Home-Office“ arbeiten. „Wir waren schon damals innovativ und unserer Zeit voraus“ schmunzelt Wittmann im Gespräch. Friederichowitz war auf Teilzeit angestellt und durfte von „daheim arbeiten“, wie es heute, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, in vielen Bereichen üblich ist.

Auf den Berliner folgte dann Dieter Weyer 1975, der als erster Jugendsekretär in Vollzeit beim Deutschen Schwimmverband angestellt war und diese Tätigkeit 20 Jahre ausübte. „Die Aufgaben der Jugend wurden immer mehr und komplexer, das konnte man ehrenamtlich nicht alles schaffen“ erinnert sich Wittmann. Seit 1975 gibt es daher hauptamtliche Mitarbeiter*innen in der Deutschen Schwimmjugend.

Aufgrund der zahlreichen Aktivitäten der Schwimmjugend gab es zwischenzeitlich sogar zwei feste Stellen in der Jugend. „Die Deutsche Sportjugend hat die Notwendigkeit hauptamtlicher Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit der Spitzenverbände früh erkannt und diese finanziell gefördert“ stellt Uwe Hermann fest. Durch die Fördermittel ist es den Verbänden, auch dem Deutschen Schwimmverband, möglich gewesen, Personal für die Stellen der Jugendreferent*innen oder Jugendsekretär*innen einzustellen. „In manchen Jahren auch beides, wie aktuell“ freut sich Hermann über die aktuelle, doppelte Besetzung des Jugendsekretariats der Deutschen Schwimmjugend. Nachdem zwischen 2018 und 2021 keine Personalstelle in der Jugend besetzt war, konnte für das Jahr 2021 Abhilfe geschafft werden. Seitdem ist Linda Hohmann Jugendreferentin. Mit dem Projekt „Aufholen nach Corona“ wurde die Bewerbung für die Stelle des „Aufbau-Manager“ ebenfalls positiv beschieden und konnte mit Ferdinand Strunk besetzt werden. „Die Aufgaben werden mehr, wir vergrößern unsere Tätigkeitsfelder, eine dritte Stelle für die Jugend könnte diesem gerecht werden – das ist das große Ziel“ blickt Schwimmjugendvorsitzender Uwe Hermann schon mal voraus.

Die Leitlinien der Jugendarbeit geben dabei aber die Ehrenamtlichen vor – die gewählten Vertreter*innen der Jugend. „Das Prozedere dafür ist in der Jugendordnung beschrieben“ erklärt Uwe Hermann. Die aktuelle Jugendordnung wurde im Jahr 2022 bei der „LFK Jugend“ einstimmig verabschiedet. LFK steht dabei für Länderfachkonferenz Jugend, die einmal jährlich stattfindet. Teilnahmeberechtigt sind die Vertreter*innen der Landesschwimmjugenden der 16 Landesschwimmverbände, die Vorsitzenden der Abteilungen im DSV oder entsprechende Vertretungen sowie der Jugendvorstand (JV). „Jeder Landesverband hat dabei zwei Stimmen, alle anderen eine Stimme. „Sie entscheiden mit ihren Stimmen die Wahl der*des Vorsitzende*n“ erläutert Fabian Jöbkes, der Jugendwart des größten Landesverbandes aus Nordrhein-Westfalen und Mitglied im Jugendvorstand.

Ehren- und Hauptamt gemeinsam bei der JVV 2010

Eine wesentliche Änderung der aktuellen Jugendordnung ist dabei, dass auch der Jugendvorstand, bestehend aus bis zu sieben Personen, gewählt wird. „In der Vergangenheit wurde der Jugendvorstand vom Vorsitzenden berufen“ erklärt Jöbkes, „wir wollten hier aber auch die Mitbestimmung der Mitglieder und lassen den Jugendvorstand nun komplett wählen“ fügt er hinzu. Im Jahr 2020 wurde die Jugendordnung umfassend überarbeitet und neu abgestimmt. Im Jahr 2022 war eine weitere Überarbeitung – Stichwort digitale Versammlung wegen Corona – notwendig.

Vor der Strukturreform des Deutschen Schwimmverbandes im Jahr 2018 hieß die „LFK Jugend“ noch Jugendvollversammlung (JVV). Zusätzlich gab es den Hauptjugendausschuss (HJA). Alle zwei Jahre wurden bei der JVV im Frühjahr neu gewählt und nach der Wahl des Vorsitzenden der Jugendvorstand berufen. In Jahren ohne Wahlen gab es zweimal HJA, je 1x im Frühjahr und Herbst. „Die Landesschwimmjugenden richteten diese Veranstaltungen aus, dabei ging es sozusagen reihum“ weiß Uwe Hermann zu berichten. Auch eine gemeinsame Netzwerkveranstaltung, oft sportlicher Natur, fand zu den HJA-Sitzungen statt.

Neue sportliche Erfahrungen bei der HJA 2013
Verschiedene Generationen gemeinsam für die Jugendarbeit (HJA 2013)

Im Jahr 2006 kam ein weiteres „Gremium“ hinzu – das Juniorteam. Dieses bestand aus 10 berufenen jungen Engagierten und hatte zum Ziel Partizipation und Mitbestimmung von Jugendlichen zu fördern und Nachwuchskräfte zu binden. Um die Mitglieder des Juniorteams an die Arbeit im Jugendvorstand und den Ausschüssen heranzuführen, wurden Patenschaften – heutzutage würde man von Mentoring sprechen – zwischen den ehrenamtlichen Ausschussmitgliedern und den Juniorteam-Mitgliedern festgelegt, so dass alle eine feste Ansprechperson hatten.

Die Juniorteammitglieder konnten in die verschiedenen Aufgabenbereiche der dsv-jugend hineinschnuppern, bei Veranstaltungen unterstützen und eigene Projekte entwickeln. Das erste selbst entwickelte Projekt war beispielsweise die Pool-Party beim dsj-Jugendevent in Weimar 2007, das zu einem vollen Erfolg wurde.

Viele der Juniorteam-Mitglieder der ersten Stunde engagierten sich viele Jahre in der dsv-jugend, später auch in den verschiedenen Ausschüssen oder im Jugendvorstand und neue junge Engagierte rückten ins Juniorteam nach. So konnten mehrere Generationen von jungen Engagierten sich aktiv in die Arbeit der dsv-jugend einbringen und neue Ideen, aber sich auch persönlich weiterentwickeln. „Dieser lose Zusammenschluss junger, engagierter Menschen hat sich bewährt“ ergänzt Marvin Schenk. Schenk ist im aktuellen Jugendvorstand gewähltes Mitglied und fand den Weg dorthin über die Teilnahme an Maßnahmen der Jugend und das Juniorteam. Diesem Beispiel folgen wollen (hoffentlich) auch die aktuellen Mitglieder des neu gegründeten Juniorteams 2023!


 

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