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Energie-Lockdown verhindern – Lösungskonzepte statt Aktionismus

Die aktuelle Energielage ist eine Herausforderung, die gesamtgesellschaftliche Anstrengungen und Lösungen erfordert. Dass dabei auch Schwimmbäder als größte Wärmeverbraucher unter den Sportstätten und kommunalen Gebäuden in den Blick geraten, ist verständlich. Eine undifferenzierte Schließung von Schwimmbädern, wie es in den Empfehlungen des Deutschen Städtetages vor kurzem zu lesen war, und in ersten Kommunen bereits umgesetzt wird, wird der gesellschaftlichen Bedeutung von Schwimmbädern jedoch nicht gerecht und darf daher nicht die Lösung sein.

Denn Schwimmbäder – wir sprechen hier explizit nicht von „Spaßbädern“! – sind nicht nur Orte des gesellschaftlichen Lebens und der wassersporttreibenden Vereine, sie sind vor allem Orte der Pflichtaufgabe der Schulen sowie der (Aus-)Bildung zum Erlernen der Schwimm- und Rettungsfähigkeit und damit systemrelevant.

Schon in den durch die Corona-Pandemie ausgelösten Lockdowns waren Schwimmbäder die Sportstätten, die als erstes und am längsten geschlossen waren, was zu immensen Problemen insbesondere in der Schwimmausbildung von Kindern und bei den weiterführenden Angeboten in den Schwimmvereinen geführt hat.

Eine erneute umfassende Schließung würde die katastrophale Situation der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland erneut verschärfen. Bereits 2017 hat eine Studie gezeigt, dass ca. 60% der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer sind1. Nach 3 Jahren Corona-Pandemie mit dem Ausfall von zahlreichen Stunden im Schwimmunterricht sowie kompletter Schwimmkurse ist davon auszugehen, dass die Zahl noch deutlich gestiegen ist.

Daher schließen wir uns den Forderungen der Bäderallianz Deutschland² sowie des Deutschen Olympischen Sportbundes³ nach einer differenzierten Betrachtung der Sportstättensituation in der sich abzeichnenden Energiekrise an. Es muss das Ziel sein, mit fachlich fundierten Lösungsmöglichkeiten und anhand einer konzeptionellen Priorisierung die Wasserflächen, insbesondere für das Schwimmen Lernen und den Schulsport als Pflichtaufgabe der Kommunen, möglichst lange aufrecht zu erhalten.

Dazu hat die Bäderallianz Deutschland als Zusammenschluss aller relevanten Interessensträger der deutschen Bäder einen fachlich fundierten Stufenplan erarbeitet. Dieser leistet einen notwendigen Beitrag der Bäder im Falle des Notfallplanes Gas Stufe 3 und stellt eine Alternative zu den geforderten vollständigen Schließungen sowie den aktuellen Temperatursenkungen in den Schwimmbädern dar. Diese schränken die Nutzungsmöglichkeiten für einige Nutzergruppen (z.B. Säuglings- und Kleinkinderschwimmen, Rehasport etc.) bereits jetzt deutlich ein, ohne einen signifikanten Beitrag zur Wärmemengenreduktion und damit zur Senkung des Gasverbrauchs zu leisten.

Dieser Vorschlag zur Angebotsreduzierung orientiert sich am möglichen Beitrag zur Energiereduktion und beinhaltet drei Stufen:

  • Stufe 1: Abschaltung hochtemperierter Außenbecken sowie eine unbeheizte Fortführung der Freibadsaison
  • Stufe 2:  Außerbetriebnahme aller freizeitaffinen Becken (keine Sport- und Lehrschwimmbecken) in den Hallenbädern
  • Stufe 3: Absenkung der Wassertemperatur in den verbleibenden Becken auf maximal 26°C

Damit wäre ein solidarischer Beitrag zur Reduktion der Energie- und Gasverbräuche und gleichzeitig die Aufrechterhaltung der sozialen, gesundheitsfördernden und damit gesamtgesellschaftlich relevanten Funktionen der Bäder möglich.

1 Schwimmfähigkeit | DLRG e.V.

² Sinnhaftes Handeln mit Konzepten statt Bäderschließung aus Aktionismus! – Bäderallianz Deutschland (baederallianz.de)

³ Der Deutsche Olympische Sportbund (dosb.de)

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